© Anton Prock 2022
Hall in Tirol
Magdalenen-
kapelle
Himmel, Hölle, Fegefeuer - ewige
Glückseligkeit oder ewige
Verdammnis - Jüngstes Gericht
Hinter dem Chor der Stadtpfarrkirche am Oberen Stadtplatz steht die
einstige Friedhofskapelle, die heute als Kriegergedächtniskapelle
Verwendung findet. Der hohe gotische Raum wird von einem
Rippengewölbe abgegrenzt und weist einige Kunstwerke auf. Dazu zählen
ein Sakramentshäuschen in der linken Wand, in dem früher die Hostien
aufbewahrt wurden, ein gotischer Flügelaltar aus der Zeit um 1490, die
Darstellung des Jüngsten Gerichts, datiert auf 1466, und ein
Allerheiligenbild mit der Entstehungszeit um 1610.
Wir wenden uns dem
Jüngsten Gericht an der
Südwand zu, vermutlich ein
Werk des Innsbrucker
Hofmalers Jobst Weninger
und laut Inschrift eine
Stiftung von Hans
Scharnsteiner 1466.
Im oberen Bereich thront
Christus auf einem
Regenbogen, dem Symbol
der Verbindung von Gott
und Mensch, von Himmel
und Erde. Er ist von einer
Mandorla, einem
mandelförmigen
Heiligenschein in Form
eines Regenbogens
umgeben. Man spricht von
“Christus in der Mandorla”.
Links und rechts tragen Engel seine Leidenswerkzeuge.
Unter Christus sind die zwölf Apostel als Beisitzer des Weltgerichts
vertreten. Engel wecken mit ihren Posaunen die Toten in den Gräbern auf.
Diese werden auf der linken Seite von Petrus durch das Himmelstor in die
ewige Glückseligkeit
geführt. Die Seligen
sind weiß gekleidet
und machen einen
ruhigen und braven
Eindruck. Unter ihnen
sind Päpste, Bischöfe
und Könige.
Anders sieht es auf der
rechten Seite aus.
Teufel in
verschiedenster Gestalt
treiben die nackten Verdammten in den Höllenschlund, dargestellt als
riesiges Drachenmaul. Darüber feiert eine illustre Gesellschaft, übt sich in
Tanz und Lustbarkeit.
Diese Männer und
Frauen haben
gesündigt, sind nicht
auf das Jüngste
Gericht vorbereitet
und müssen deshalb
in die Hölle.
Interessant dabei sind
die vielen Teufel, die
sich zwischen den
Menschen bewegen.
Die Kleidung der
Menschen entspricht der Mode der zweiten Hälfte des 15. Jh. Die Frauen
tragen den Gürtel ihrer Kleider eng unterhalb der Brust, die Männer
zeigen hautenge Hosen. Besonders fällt der rot-grün gekleidet Bürger mit
den langen Schnabelschuhen auf. Handelt es sich dabei um porträthafte
Darstellungen von damaligen Bürgern von Hall?
Der Flügelaltar (1490) zeigt im Schrein die hl. Margarethe (links), die
Mutter Maria
(Mitte) und
vermutlich die hl.
Katharina (rechts).
Auf den geöffneten
Flügeln ist links
oben die
Verkündigung an
Maria abgebildet.
Das kleine
Jesuskind saust mit
dem Kreuz auf der
Schulter in das Ohr der Muttergottes - so hat angeblich Maria das
Jesuskind empfangen, als der Erzengel Gabriel im Auftrag Gottes die
Worte sprach: “Sei gegrüßt, Maria, …” Darunter ist die Anbetung der
Könige zu sehen. Rechts
oben begegnen sich Maria
und ihre Verwandte
Elisabeth in der Szene der
sogenannten Heimsuchung.
Elisabeth ist mit Johannes
dem Täufer schwanger. Im
Marientod darunter, bei
dem die Apostel um das
Bett der Muttergottes
versammelt sind, empfängt
im Hintergrund Gottvater die Seele der Verstorbenen in Gestalt einer
kleinen Maria. Besonders lieblich gestaltet ist die Geburt Christi und die
Anbetung durch die Hirten in der Predella. Auf den Predellenflügeln sind
links die hl. Barbara und rechts die hl. Agnes zu erkennen.