© Anton Prock 2022
Pfunds
Stuben - Lieb-
frauenkirche
Fresken und Reste eines
gotischen Flügelaltars
Richterhaus
Das Gebiet zwischen Landeck
und dem Reschenpass wird als
Oberes Gericht bezeichnet. Es
handelt sich dabei um einen
ehemaligen historischen
Verwaltungsbereich im
obersten Inntal zwischen
Rechenpass, Schweizer Grenze
und Landeck. Einer der
zentralen Orte dort ist Pfunds.
Eigentlich handelt es sich um einen
Doppelort, bestehend aus Pfunds
(rechts des Inns) und Stuben (links des
Flusses), verbunden durch eine Brücke.
Die frühere Bedeutung durch die Lage
an der Handelsstraße Augsburg-
Venedig, als Zollstation und durch
besondere landesfürstliche Privilegien
zeigt sich noch heute an den stattlichen
Bauernhöfen mit wuchtigen
Steinportalen, Erkern und Malereien.
Als besonderes Kunstwerk gilt die Liebfrauenkirche in Stuben, eine
Stiftung von 1470.
Das Innnere ist mit Fresken aus der
Entstehungszeit von Martin
Enzelsberger geschmückt. Dabei sind
die Beweinung und die Kreuztratung
Christi, Christus als Weltenrichter,
die Heimsuchung Mariens, die hll.
Katharina, Barbara und Margarethe
zu finden.
Im
barocken Hochaltar von 1680 sind die
kompletten Teile eines spätgotischen
Flügelaltars von 1513 vom Allgäuer
Bildschnitzer Jörg Lederer eingebaut: im
Schrein die Statuen der Muttergottes
(Mitte), der hll. Katharina (links) und
Barbara (rechts), auf der Vorderseite der
Flügel Reliefs mit der Verkündigung an
Maria (oben links), der Geburt Christi
(oben rechts), der Anbetung der Könige
(unten links), auf der Flügelrückseite
Malereien mit der Geißelung Christi, der
Dornenkrönung, der Kreuztragung sowie
der Kreuzigung und einem Weltgericht, schließlich auf den
Predellenflügeln unterhalb des Schreins die Bilder der hll. Petrus (links)
und Paulus (rechts).
Einige Gehminuten entfernt von der Liebfrauenkirche ist das einstige
Richterhaus aus dem 16. Jh. einen Besuch
wert. Im ersten Stock befinden sich
zahlreiche interessante Wappenmalereien
sowie Sinnsprüche aus der Renaissance und
dem Barock. Diese erinnern an ehemalige
Richter, Verwaltungsbeamte, Pfarrherrn und
andere wichtige Personen.
Die heiligen drei Madl (s. Foto rechts)
In Tirol werden die “heiligen drei Madl”
besonders verehrt:
Barbara mit dem Turm,
Margarethe mit dem Wurm (Drachen),
Katharina mit dem Radl,
das sind die heiligen drei Madl.
Kennzeichen der hl. Barbara sind der Turm
und der Kelch. Die Königstochter wurde
Christin und ihr Vater sperrte sie in einen
Turm mit zwei Fenstern. Als er von einer
Reise zurückkam, hatte der Turm drei Fenster
- Symbol der heiligen Dreifaltigkeit. Da sie
den Sterbenden die letzte Kommunion
spendet, hält sie einen Kelch mit der Hostie.
In Pfunds hat sie keinen Turm, aber den
Kelch. Da sie sich auf der Flucht vor ihrem
Vater in einer Felsspalte versteckte und der
Fels sich schützend um sie schloss, ist sie
Patronin der Bergleute. Schließlich wurde sie
enthauptet, weshalb manchmal auch ein
Schwert bei ihr zu finden ist.
Die hl. Margarethe wurde wegen ihres
Glaubens eingesperrt. Da erschien ihr der
Teufel in Gestalt eines Drachens und
verschlang sie. Sie jedoch hatte ein Kreuz bei
sich und der Teufel spie sie wieder aus.
Bei der hl. Katharina ist ein zerbrochenes
Rad mit Zacken zu finden. Die Christin wurde
auf ein solches Rad gebunden, doch zwei
Engel erschienen und zerstörten es. Auch sie
wurde enthauptet.