© Anton Prock 2022

Schwaz

Burg

Freundsberg

Sitz der Herren von Freundsberg

- heute Heimatmuseum

Auf einem rund 170 m über dem Talboden gelegenen Hügel erhebt sich der schon im 12. Jh. genannte Stammsitz der Herren von Freundsberg, die Burg Freundsberg. Die Familie hatte den Gerichtssitz inne und wohnte hier bis 1467. Im Zuge der Ausweitung des Bergbaus übertrugen die Freundsberger ihren Besitz an den Tiroler Landesfürsten Erzherzog Sigmund den Münzreichen und übersiedelten nach Mindelheim in Süddeutschland. Von den Einheimischen wird die Anlage als “Schlössl” bezeichnet. Sigmund der Münzreiche, Erzherzog von Österreich und Graf von Tirol, nannte die Burg Sigmundsruh, was sich jedoch nicht durchsetzte. Er ließ 1472-1475 die Befestigung teilweise im Stil der Spätgotik umbauen. Nach ihm folgten verschiedene Pfandinhaber. Vom ersten Turm aus romanischer Zeit um 1170 ist noch das untere Drittel des Bergfrieds erhalten. Um 1250 wurde der Turm erhöht. Damals entstanden auch die Mauern des Palas (Wohnbereich), der im 17. Jh. im Langhaus der Burgkirche aufging. In der Pestzeit wurden 1634-1637 der Palas und die Kapelle zur neuen Kirche ausgebaut, die dem Pestheiligen Jakobus d. Ä. und den Vierzehn Nothelfern geweiht ist. Ein Teil der kleinen Burg ist heute ein Gastronomiebetrieb. Der schon von Weitem sichtbare mächtige Bergfried beherbergt das sehenswerte Heimatmuseum, in dem die Vergangenheit von Schwaz in würdigem Rahmen dokumentiert wird. Vorrangig sind natürlich die Erinnerungsstücke an die Zeit des Bergbaus, den Abbau und die Verarbeitung von Silber und Kupfer ab Beginn des 15. Jh. Neben Schlägel und Eisen, den beiden wichtigsten Arbeitsgeräten der Knappen, sind zahlreiche andere Gegenstände wie Lampen, Mineralien, Modelle, Abbildungen etc. zu sehen. Ein weitere Abteilung betrifft die Tradition. Dazu gehört u. a. das Schützenwesen mit Fahnen, Trommeln sowie Bildern. In diesem Zusammenhang sind auch die Freiheitskämpfe von 1809 zu sehen, bei denen Schwaz fast zur Gänze durch Feuer zerstört wurde. Alte Gasthausschilder, Zunftzeichen, Zunfttruhen etc. erinnern an ehemalige Gast- und Wirtschaftsbetriebe, die Schwaz ihren Stempel aufgedrückt haben. Dazu gehörte auch die einstige Majolikafabrik. Auch der Kunst der Barockzeit bis in die Gegenwart mit Werken von Anna Maria Moser (1758-1838), Ludwig Penz (1876-1918) und anderen Künstlern ist ein Abschnitt gewidmet. Verschiedene Exponate weisen auf die Zeitgeschichte der Silberstadt hin. Wenden wir uns nochmals Erzherzog Sigmund dem Münzreichen zu, der sich im fünften Stock des Bergfrieds eine kleine Wohnung einrichten ließ, bestehend aus Vorraum, Küche, Trinkstube bzw. Wohnraum und Schlafzimmer. Im Schlafgemach sind noch die farbenfrohen Wandmalereien von Jobst Weninger aus dem Jahre 1475 erhalten. Da Freundsberg ja auch eine Jagdburg war, weisen hier Abbildungen von Jägern und einheimischen Tieren, umrahmt von Ranken, auf diese beliebte Tätigkeit der Fürsten hin. Für kulinarische Bedürfnisse steht die Burgschenke zur Verfügung, deren Herzstück der einstige Rittersaal ist. Besonders reizvoll ist der Ausblick, liegen doch Schwaz, die benachbarten Orte und das Inntal der Burg zu Füßen.
Erzherzog Sigmund (1439-1490) Der Erzherzog von Österreich und Graf von Tirol übernahm die Herrschaft in Tirol von seinem Vater Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche. Tirol war durch den Bergbau ein reiches Land. Zentrum waren die Silber- und Kupfervorkommen in und um Schwaz. Sigmund war in erster Ehe mit Eleonore von Schottland verheiratet, in zweiter Ehe mit Katharina von Sachsen. Beide Ehen blieben jedoch kinderlos. Zunächst wohnte der Erzherzog in Innsbruck im Neuhof, dem Goldenen-Dachl-Gebäude, das sein Vater als Residenz auserwählt hatte. Doch begann Sigmund mit dem Bau der Hofburg am Stadtrand und wohnte dort. 1477 verlegte er die Münzprägestätte von Meran nach Hall in Tirol. Dort führte er 1486 eine große Münzreform durch, indem er eine Silbermünze, den sogenannten Guldiner, im Wert einer Goldmünze prägen ließ. Sigmund führte ein prächtiges Hofleben, ließ zahlreiche Burgen erbauen, etwa Sigmundslust in Vomp und Sigmundskron bei Bozen. Zudem hatte er über 40 uneheliche Kinder, die er gut versorgte. Da er sehr verschwenderisch lebte und begann, Teile Tirols zu verpfänden, bewegten ihn die Landstände zum Abdanken. 1490 wurde Kaiser Maximilian I. sein Nachfolger in Tirol.

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