© Anton Prock 2022

Ladis

Bemalte Häuser

Farbenfrohe Fassaden

Zwischen Prutz und Tösens wird das obere Inntal auf der westlichen Seite von einer Terrasse mit den drei Orten Ladis, Fiss und Serfaus begleitet. Erreicht werden kann diese Sonnenterrasse, wie sie gerne bezeichnet wird, nur über Prutz. Früher war die Viehzucht eine wichtige Einnahmequelle der Bevölkerung. Die hier übliche Besitzteilung (Realteilung) bedingte, dass im 19. Jh. zahlreiche Familien in Armut verfielen und auswandern mussten. Heute zählt die Region zu den beliebtesten Wintersportgebieten Tirols und die drei Orte sind Hochburgen des Fremdenverkehrs, vor allem im Winter. Mit der Burg Laudegg war Ladis Gerichtssitz und genoss dadurch überregionale Bedeutung. In der Zeit der Renaissance (16. Jh.) und des Barock (17./18. Jh.) wurden einige Häuser mit üppigen Fassadenmalereien geschmückt. Beim Stockerhaus (Haus Nr. 6, Bemalung um 1620/30) finden sich Gegenüberstellungen wie Altes und Neues Testament, Gott und Mensch, Gut und Böse, Leben und Tod, Freiheit und Zwang. Unter dem Giebel fletscht ein Bär seine Zähne - vermutlich soll er ungebetene Gäste oder böse Geister abwehren. Das Fensterchen direkt über dem Eingangsportal erinnert an die “Seelenlöcher” der Engadiner Häuser. Es dient zum Entweichen der Seelen der Verstorbenen. Der Erker wird von zwei nackten Gestalten in Scheinarchitektur getragen. Seitlich der unteren Erkerfenster sind fragmentarisch die vier Kirchenväter noch erhalten, in den unteren Bogenfüllungen links und rechts Adam und Eva. Darüber opfert Abraham seinen Sohn Isaak (links) und Kain erschlägt seinen Bruder Abel (rechts). Seitlich der oberen Fenster finden sich die vier Evangelisten. In den obersten Bogenfüllungen sind das Leben (rechts) und der Tod (links) erkennbar. Weitere Abbildungen an der Eingangsfassade: hl. Margarethe, hl. Barbara, hl. Katharina (letztere nicht mehr erhalten), Christus am Ölberg, Kreuzestod und Beweinung Christi u. a. Interessant ist ein nobler Reiter, der von Wegelagerern überfallen und vom Esel gezerrt wird, wobei ihm das Geld aus der Tasche fällt. Herzlich lacht der Eseltreiber über den Vorfall. Weiters liegen sich ein Mann und eine Frau buchstäblich in den Haaren, wobei die Frau ihm die Geldkatze aus dem Sack zieht. Der Fassadenschmuck des Rechelerhauses (Haus Nr. 3, Bemalung um 1580/90) bietet dem Besucher Abbildungen der Szene der Anbetung der Hirten mit einem Mann in spanischer Tracht darüber, eine höfische Szenen mit Ritter und Adeligen vor einer Frau, einen einzelnen Reiter und eine Frau. Die Malereien am einstigen Gasthof Rose und am anschließenden Gemeindehaus (Haus Nr. 27, Malereien um 1590) zeigen etwa die Enthauptung Johannes des Täufers, dabei Salome mit Krönlein und Schergen in Landsknechtkleidung. Das Pferd mit Zaumzeug ist als Hinweis zu sehen, dass dem Richter für seine Amtsgeschäfte ein gesatteltes Pferd zur Verfügung stand. Die Verlockung bzw. Versuchung ist in der Gestalt der Venus dargestellt, von der sich links ein Mann und rechts eine Frau abkehren. Der Affe mit Spiegel steht als Symbol der Eitelkeit, der fressende Affe bedeutet Unmäßigkeit, der Fuchs weist auf die Schlauheit hin. Beim Gemeindehaus sind David und Goliath, verschiedene Wappen, eine Kreuzigungsgruppe, Adam und Eva, die Evangelisten Lukas, Markus und Matthäus sowie Landsknechte, ein Gastmahl u. a. zu erkennen.
Stockerhaus (Foto: A. Prock) Rechelerhaus (Foto: A. Prock) Ehemaliger Gasthof Rose und Gemeindeamt (Foto: A. Prock) Stockerhaus - links Opferung Isaaks, rechts Kain erschlägt Abel (Foto: A. Prock) Burg Laudegg (Foto: A. Prock) Rechelerhaus - Reiter (Foto: A. Prock) Rechelerhaus - höfische Szene (Foto: A. Prock) Gemeindeamt - Goliath (Foto: A. Prock) Gemeindehaus - Gastmahl für den verlorenen Sohn - Evangelist Lukas (Foto: A. Prock)

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