© Anton Prock 2022
Thaur
Burgruine
Einst mächtige Wehranlage im
Inntal
Oberhalb des Dorfes Thaur ist die
Ruine der ehemaligen Thaurer
Burg, auch Thaurer Schlössl
genannt, schon von weitem
sichtbar. Es handelt sich um die
Reste der größten Burg im Inntal.
1232 erfolgt die erste Nennung
der Burg, doch muss eine solche
schon im 12. Jh. bestanden
haben. Lange Zeit sind die Grafen von Andechs Herren der Anlage. 1284
gelangte die Befestigung unter Graf Meinhard II. in den Besitz der
Landesfürsten und war ein bedeutender
Gerichtssitz. Allerdings übersiedelte der
Richter im 17. Jh. in das Pflegamtshaus im
Dorf, das heute als Kulturzentrum
Verwendung findet. Durch einen Brand im
Jahre 1536 und das heftige Erdbeben von
1670 wurde die Burg zur Ruine. Heute sind
die Ruinenteile gesichert und dienen im
Sommer immer wieder als Kulisse und
Bühne für die Thaurer Schlossspiele.
Besonders bemüht um die Erhaltung ist der
Verein Chronos für Dorfgeschichte in Thaur.
Am besten parkt man das
Auto in Thaur und spaziert
vom Nordrand des Dorfes
den teilweise steilen Weg
durch Wiesen und einen
Laubwald, durch eine mit
Zinnen bekrönte Toranlage,
vorbei an Bildstöcken und
Kalvarienberg-Kapellen.
Beim Romedikirchlein
zweigt der Weg nach links
ab und führt zu einem
großen Torbogen. Der Zugang zur Burg erfolgte von Westen über eine
Felskuppe und eine Zugbrücke. Um 1500 wurde dieser Zugang ausgebaut
und gesichert.
Berühmte Persönlichkeiten der
Tiroler Geschichte weilten auf
der Burg, etwa Margarete
Maultasch, Erzherzog Sigmund
der Münzreiche und Kaiser
Maximilian I. Von hier aus ritten
die Herrscher zur Jagd.
Die Hauptburg bildet ein gleichseitiges Dreieck. Es gab zwei Türme, den
eigentlichen Bergfried und einen freistehenden Turm. Als Vorbau bestand
eine Barbakane, die mit der Hauptburg über eine Brücke verbunden war.
Der noch vorhandene Halsgraben mit zwei weiten Rundbögen gehört
zum Vorwerk im Nordwesten, wo das gesamte Vorfeld mit dem Burgweg
kontrolliert werden konnte. Ein vorgelagerter Graben wurde durch eine
Zugbrücke überwunden. Östlich der eigentlichen Burganlage mit den
Wohnbauten schloss eine ausgedehnte Vorburg an.
Lohnenswert ist auch ein Besuch des Wallfahrtskirchleins St. Peter und
Paul (Romediuskirchlein) am Schlossberg. Die Fresken im barocken
Neubau von 1779 zeigen Szenen aus dem Leben des Heiligen. Von Thaur
führt ein Kreuzweg mit modernen, glasierten Tonreliefs vorbei an einem
Heiligen Grab zur Kirche.
Hl. Romedius von Thaur
Romedius, Sohn eines Grafen von Thaur,
erhielt eine sehr religiöse Erziehung und
zog sich in einer Felsenhöhle zur
Meditation zurück. Nach dem Tod
seiner Eltern verschenkte er seinen
Besitz an Arme und pilgerte nach Rom.
Nach seiner Rückkehr ließ er sich in
Nonstal im Trentino nieder. Mit Hilfe
von Vögeln, die ihm der Legende nach
das Baumaterial auf die Felsen lieferten,
fand er den richtigen Platz für eine
Einsiedelei. Er konnte zahlreiche
Wunder bewirken und hatte regen
Zustrom von Hilfesuchenden. Kurz vor
seinem Tod wollte er noch einmal
Bischof Vigil in Trient aufsuchen. Ein Bär
überfiel ihn und zerriss sein Pferd.
Romedius fing den Bären ein, zähmte
ihn und ritt auf ihm nach Trient.
Begraben wurde der Heilige in San
Romedio im Nonstal. Dargestellt ist
Romedius meist als Pilger oder
Einsiedler mit einem Bären.