© Anton Prock 2022
Terfens
Pfarrkirche
Der hl. Josef wäscht Windeln -
volkstümliche Malereien aus der
Spätgotik
1515 wurde die spätgotische
Pfarrkirche zur hl. Juliana
anstelle einer früheren Kirche
aus dem 14. Jh. errichtet. 1676
erfolgte die Barockisierung des
Inneren durch den Schwazer
Maler Christoph Anton Mayr. Er
malte das Hochaltarbild und die
Fresken mit Szenen aus dem
Leben der Kirchenpatronin.
Auf 1470 werden die sehenswerten spätgotischen Fresken links im
Hauptschiff datiert. In einfacher, aber volkstümlicher Art sind hier die
Verkündigung an Maria, die Geburt Christi und die Anbetung der Könige
abgebildet.
Bei der Verkündigung an Maria erscheint rechts der Erzengel Gabriel und
begrüßt Maria mit den Worten “Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist
mit dir.” Er teilt ihr mit, dass sie einen Sohn zur Welt bringen werde, dem
sie den Namen Jesus gebe solle. Maria antwortet demütig: “Siehe, die
Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.”
Gabriel trägt ein weites weißes Gewand mit roten Streifen. Seine Flügel
sind grün und rot. In der Linken hält er das Spruchband mit den oben
genannten Worten, seine Rechte weist auf die von Gott auserwählte
Maria hin. Links steht bzw. kniet Maria an einem Lesepult. Sie ist prächtig
gekleidet - rotes Unterkleid, weiß-grünes Überkleid.
Die Szene spielt in einem romanischen Innenraum, worauf die Rundbögen
und die Kreuzgratgewölbe hinweisen. Dies ist symbolisch zu verstehen,
denn eigentlich
sollte es ein
gotischer
Innenraum sein.
Durch die Geburt
des Erlösers
beginnt das Neue
Testament, eine
neue Zeit.
Ausgedrückt wird
dies dadurch, dass
die Romanik, das
“Alte”, überwunden und die Gotik, symbolisert durch den Spitzbogen,
schon verbreitet ist.
Die Szene der Geburt Christi findet meist in einem stark verfallenen Stall
statt. Das Jesuskind liegt in einer mit Stroh ausgekleideten Krippe oder am
Boden, umgeben von Maria und Josef, Engeln sowie den herbeigeeilten
Hirten. Die blonde Maria hat langes Haar und trägt ein rotes Kleid. Vor ihr
liegt das nackte Jesuskind am
Boden. Links hält der alte Josef
ein Stück Stoff, vermutlich eine
Windel. In der Umgebung
verkünden Engel den Hirten die
Geburt des Erlösers. Leider ist
der rechte Bildteil großteils
zerstört. Nur ein Mann ist zu
erkennen. Vielleicht befinden
sich dort Ochs und Esel, die zu
einer Geburtsszene meist dazugehören.
Bei der Szene der Anbetung der Heiligen Drei Könige bereitet links der hl.
Josef, erkennbar am Heiligenschein, über einem kleinen Feuer in einer
Pfanne vermutlich Mus zu. Er ist anders gekleidet als bei der Geburt
Christi. Die sitzende Maria trägt über ihrem roten Gewand ein weißes
Überkleid und hält das Jesuskind auf ihrem linken Knie. Das Baby wendet
sich den drei Königen zu, die von einem Stern zum Stall geleitet worden
sind. Der älteste König hat seine Krone abgenommen und bietet kniend
sein Geschenk dar. Rechts davon steht der prächtig gekleidete König
mittleren Alters. Auffallend bei ihm sind die spitzen Schuhe, die eng
anliegende Hose und der spitz zulaufende Judenhut. Auch er hält ein
Geschenk in Händen. Ganz rechts folgt der jüngste König. Das Jesuskind ist
am Kreuz im Heiligenschein erkennbar.
Was machen Ochs und Esel bei der
Geburt Christi?
Ochs und Esel gehen auf den Propheten
Jesaija (1,3) zurück: “Ein Ochs kennt
seinen Herrn und ein Esel die Krippe
seines Herrn; aber Israel kennt’s nicht,
und mein Volk vernimmt’s nicht.”
Die Bedeutung ist, dass Ochs und Esel
bei der Geburt des Messias dabei sind,
das Volk Israel jedoch nichts von der
Geburt weiß.
Die beiden Tiere gelten auch als
Vertreter des Juden- und Heidentums,
wobei der Esel mit der Sünde des
Götzendienstes behaftet ist, der Ochs
aber das wahre Gesetz kennt.
Wer waren die Heiligen Drei Könige?
Der Evangelist Matthäus (Mt 2,1-12)
berichtet von drei Weisen aus dem
Morgenland, die von einem Stern zur
Geburtsstätte des Messias geleitet
werden. Sie huldigen dem Kind und
bringen als Geschenke in kostbaren
Gefäßen Gold, Weihrauch und Myrrhe
mit. Historisch gesehen handelt es sich
um drei Astrologen aus Persien, die in
der Kunst jedoch als Könige dargestellt
werden. Sie verkörpern meist die drei
Lebensalter - den Jüngling, den jungen
Mann und den Greis, können aber auch
die drei damals bekannten Erdteile
Europa, Afrika und Asien symbolisieren.
Ab ca. 1480 tritt in der Kunst der Mohr
auf. Die Herren sind prächtig gekleidet.
Ihre Geschenke sind allerdings
symbolisch zu sehen - Gold als Sinnbild
des Königtums, Weihrauch für die
Gottheit bzw. das Priestertum und
Myrrhe als Hinweis auf den Opfertod
Christi. Die antiken Kaiser wurden wie
Götter verehrt und mit Weihrauch
gehuldigt. Bei Myrrhe handelt es sich
um das Harz des Myrrhenstrauchs, das
zum Einbalsamieren von Verstorbenen
Verwendung fand.
Die Namen Caspar (ältester König),
Melchior (jüngster) und Balthasar
(dunkle Hautfarbe) treten im 9. Jh. auf.
Die Bezeichnung “C+M+B” bedeutet
“Christus mansionem benedicat”
(“Christus segne dieses Haus.”).