© Anton Prock 2022
Pill
Kreuzkirche
Das heilige Kreuz Jesu
Am östlichen Ende von Pill steht, dicht an
den Hang gedrängt, die kleine Kirche zum
hl. Kreuz. Die Entstehung dieses Kirchleins
ist eng mit der Geschichte Tirols
verbunden.
Als im Jahre 1703 im Zuge des Boarischen
Rummels die mit den Franzosen
verbündeten Bayern in Tirol
einmarschierten, fiel während der Kämpfe
an der Zirler Innbrücke das dortige Kreuz in
den Fluss. Nahe Pill sicherten einige
Schützen die Straße. Einer von ihnen war
Kaspar Norer, der das Kreuz im Fluss
treiben sah und es herausfischte. Feierlich
wurde es aufgestellt und eine kleine Holzkapelle errichtet.
Da sich das Kreuz als wundertätig erwies, erfolgte 1764-1766 der Bau
einer kleinen Kirche nach den
Plänen des Priesters und
Hobbyarchitekten Franz de
Paula Penz, auf den etwa auch
die Wiltener Basilika und die
Dorfkirche von Neustift im
Stubaital zurückgehen. Im
Vorraum zeigt ein Bild die
Entdeckung und Rettung des
Kreuzes, ein Fresko stellt seine
feierliche Übertragung in die
neue Kirche dar. Das Kreuz selbst ist heute im Hochaltar zu sehen.
Bei der Kirche handelt es sich um einen Zentralbau. Der Grundriss ist ein
griechisches Kreuz, bei dem alle vier Arme gleich lang sind. Die Mitte ist
von einer Kuppel überwölbt.
In den farbenfrohen und volkstümlichen Fresken des Schwazer
Barockmalers Christoph Anton Mayr (1767) wird das Motiv des Kreuzes
aufgegriffen. So zeigt etwa jene Szene in der Kuppel, die gegen den
Hochaltar gerichtet ist, Moses mit der Ehernen Schlange. Im Alten
Testament zieht Moses mit dem Volk Isreael auf Gottes Anordnung durch
die Wüste. Die Menschen sind wegen der Strapazen verbittert und
zweifeln an Gott. Dieser
schickt ihnen eine
Schlangenplage und die
Menschen winden sich
am Boden. Gott gibt
Moses den Auftrag, eine
Schlange aus Eisen
(eherne Schlange)
anzufertigen und sie auf
einer Stange bzw. einem
Kreuz zu befestigen.
Jeder, der zu dieser
Schlange aufblickt, wird gerettet. Diese Szene gilt als Vorläufer für den
Kreuzestod Christi im Neuen Testament, durch den wir ewiges Leben
erhalten haben.
Über dem rechten Seitenalar ist der Sieg Kaiser Konstantins über
Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke (312) dargestellt, der
im Zeichen des Kreuzes erfolgte.
1981 wurde die Kirche angehoben und einige Meter von der Straße
verschoben.
1703 - Boarischer Rummel
Kaiser Maximilian I. (1459-1519) war in
erster Ehe mit Maria von Burgund
verheiratet. Ihr Sohn Philipp der Schöne
heiratete die spanische Prinzessin
Johanna die Wahnsinnige, wodurch
zwei Linien der Habsburger entstanden,
eine spanische und eine österreichische.
1700 starb die spanische Linie aus. Die
Folge war der Spanische Erbfolgekrieg,
in dem die französischen Bourbonen
gegen die österreichischen Habsburger
um das spanische Erbe kämpften. Zu
Spanien gehörte damals auch die
Kolonien in Mittel- und Südamerika. Mit
den Franzosen waren die Bayern
verbündet, die 1703 in Tirol
einmarschierten. Allerdings konnten sie
am Annatag (26. Juli 1703) im Zug des
“Boarischen Rummels” wieder
vertrieben werden. Daran erinnert
heute noch die Annasäule in der
Innsbrucker Maria-Theresien-Straße.